Der Erneuerbare Energien Rant

Kennst du das auch? Wenn du ganz instinktiv spürst, da ist was faul? Du weißt erst mal noch nicht genau, woran du es festmachen sollst. Aber dich beschleicht schon so ein ungutes Gefühl. Eben. So erging es mir mit den ‚Erneuerbaren’.


Die ‚erneuerbaren Energien’, oder ‚regenerativen Energien’, oder ganz lässig auch einfach nur ‚die Erneuerbaren’: der Begriff hat mich gleich bei der ersten Begegnung schon irritiert. Von Natur aus skeptisch, besserwisserisch und ja, eben auch kleinlich, jagt mir der Begriff ‚Erneuerbare Energien’ immer so einen kleinen Schauer über den Rücken, ganz leicht, fast nicht spürbar, aber eben immer wieder. Wohl ein bisschen so, wie Harry Potter die blitzförmige Narbe auf der Stirn schmerzt, wenn Voldemort auf irgendeine Art präsent ist. Ja klar, der Vergleich mit Voldemort ist schon sehr übertrieben, aber ich bin ja auch nicht Harry Potter, ich muss mich da schon mit weniger Spektakulärem und eindeutig Bösartigem zufrieden geben.

Dieses Adjektiv ‚erneuerbar’, das klingt doch einfach viel zu schön um wahr zu sein, oder? Ich bin ja kein gelernter Physiker oder Ingenieur, aber da ist doch was faul. Wenn es einfach so erneuerbare Energie gibt, wieso plagen wir uns denn schon seit Jahrzehnten mit diesem ekligen klebrigen schwarzen Zeug rum, oder schicken kleine Kinder in kleine dunkle Minenschächte? Das ist doch so wie “klimaneutral“, oder „freiwillige Rückführung“ nach Ablehnung eines Asylantrages. Oder wie Waffen mit endlos viel Munition, wie sie Helden in Actionfilmen zur Verfügung stehen.

Was soll das eigentlich bedeuten: ‚erneuerbare Energie’? Wie soll ich mir das denn vorstellen? Ich verwende Energie, um etwa an meinem Laptop diesen Beitrag zu verfassen und diese verwendete Energie wird anderswo einfach wieder erneuert, ohne andere Energiezufuhr, so ganz ohne Aufwand? So wie sich das Bier in dem Witz mit dem Belgier in der Wüste ganz von selbst immer wieder auffüllt. Ihr kennt den Witz nicht? Na gut, dass ihr fragt. Ein Belgier irrt verloren und dehydriert in einer Wüste rum. Da erscheint ihm eine Fee, die ihm zwei Wünsche erfüllen möchte. Der erste Wunsch des Belgiers (wahlweise darf es natürlich auch ein Ostfriese sein, oder, oder, oder,…): ein großes Glas Bier, das sich von selbst immer wieder auffüllt. Sein zweiter Wunsch: „Ahhh, das Bier schmeckt so gut, ich will noch so ein Glas haben.

Mir ist es ja durchaus etwas peinlich einen Begriff so anzupöbeln, denn der Begriff an sich kann natürlich nichts dafür, und mir erscheint das dann auch ein bisschen sinnlos, oder gar sinnfrei. Zum Glück aber habe ich einen Akteur gefunden, der sich den Begriff ‚Erneuerbare Energien’ schon fast schamlos, auf jeden Fall etwas übertrieben, zu eigen gemacht hat. Weshalb er auch an dieser Stelle stellvertretend als Zielscheibe herhalten darf. Der Bundesverband Erneuerbare Energien e.V. bezeichnet Windenergie, Solarenergie, Bioenergie, Geothermie (und Umweltwärme) und Wasserkraft tatsächlich als die „Fünf Superhelden”. Als wollten sie dem Vergleich mit den Actionheldenwaffen, denen nie die Munition ausgeht, unbedingt gerecht werden. Auf ihrer Webseite liest man: „Erneuerbare Energien sind sauber und stehen uns nahezu unbegrenzt zur Verfügung – ohne dafür eine Rechnung zu stellen. [1]

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Das ist doch verdammt dick aufgetragen, oder? Ich meine, mag ja sein, dass die sogenannten ‚Erneuerbaren Energien’ die Umwelt unterm Strich weniger belasten und den Klimawandel weniger vorantreiben als Erdöl, Kohle und Atomkraft und dementsprechend auch förderungswürdig sind. Aber „stehen uns nahezu unbegrenzt zur Verfügung – ohne dafür eine Rechnung zu stellen“… da fühle ich mich doch gleich bestätigt; der Begriff ‚Erneuerbare Energien’ verleitet eindeutig zu Größenwahn. Das liest sich ja fast wie: „Haut ordentlich rein, es ist genug für alle da!“ „Macht euch keine Sorgen, schafft euch so viele Fernseher an, wie ihr wollt, heizt auch gerne mal im Sommer, wir haben für immer ausgesorgt und es kostet auch nix. Der Strom ist eben einfach nur da, in Hülle und Fülle, produziert sich quasi von selbst.“ „Bürger von Gotham City, keine Panik, Batman wird’s schon richten. [2]

Da lob ich mir doch den Wikipedia-Beitrag zu ‚Erneuerbare Energien’ [3], da wird zumindest nuancierter an das Thema rangegangen. Dort heißt es an einer Stelle schon mal: „Die unterschiedlichen Technologien zur Nutzung jeder Form von Energie, also auch erneuerbarer Energien, haben grundsätzlich immer Auswirkungen auf die Biosphäre, also auch auf Menschen und das ihr Leben ermöglichende Ökosystem. Neben direkten Emissionen, der Klimabilanz und dem Ressourcenverbrauch müssen für eine ganzheitliche Betrachtungsweise auch Aufbau und Abbau der Anlagen (Warenlebenszyklus), Herstellung, Betrieb, Entsorgung etc. betrachtet werden.

solar panels B2_20170614Das liegt natürlich auf der Hand und ist den meisten Menschen wahrscheinlich auch klar. Aber gerade diese Tatsache wird durch den Begriff ‚Erneuerbare Energien’ doch irgendwie verschleiert und von seinen größten Befürwortern auch bewusst nur selten erwähnt, wenn auch nicht geleugnet. Gewiss steht beispielsweise der „Energieträger [Sonne]“, wie es im Wikipedia-Beitrag formuliert ist,im Rahmen des menschlichen Zeithorizonts PRAKTISCH UNERSCHÖPFLICH zur Verfügung” – so kleinlich will ich bei der Kritik am Begriff der Erneuerbaren ja auch gar nicht sein – das bedeutet allerdings nicht automatisch, dass der Mensch diese Energiequelle auch nach Belieben und unendlich nutzen bzw. beispielsweise in Strom umwandeln kann. Dazu benötigt es – zumindest bis auf weiteres – Photovoltaikanlagen. Diese wiederum müssen hergestellt, transportiert, aufgerichtet, betrieben und abgebaut bzw. recycled werden, es werden Silizium und verschiedene Schwermetalle zu ihrer Produktion benötigt und dort wo Photovoltaikanlagen stehen, steht nichts anderes.

Um Wasserkraft nutzen zu können, werden teils riesige Talsperren und Staumauern gebaut, nicht selten mit erheblichen Folgen für Umwelt und Mensch. Windparks, ob onshore oder offshore, sind auch nicht gerade ohne. Mir will es nicht so recht gelingen, diese Riesen als integrierten Teil der Landschaft anzunehmen, auch wenn sie unten beruhigend grün angestrichen sind. Klar, eine Braunkohlegrube sieht nicht besser aus, aber ich muss es ja nicht gleich gut finden, nur weil ich etwas anderes noch schlimmer finde. Von den sozialen und umweltbezogenen Folgen von Bioenergie, womit zu einem erheblichen Teil in Sprit verwandelte Biomasse gemeint ist, gar nicht erst zu sprechen.

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Das ist dann in etwa so, als wenn man erst einmal ein paar richtig fiese Bösewichte erschaffen muss, damit Batman die Herausforderung überhaupt erst einmal als spannend genug empfindet, um einzugreifen. Oder, wie wenn Batman uns nur zur Hilfe eilt, wenn er im Gegenzug, sein Fledermaus-Emblem überall hinkleben und -sprayen und die Nächte mit seinen Scheinwerfern hell erleuchten darf. Oder, wie wenn man Batman ruft, dann doch nur Robin auftaucht (Ja ok, der Vergleich hinkt vielleicht ein bisschen, aber wie unverschämt perfekt wäre Batman denn auch ohne Robin). Na jedenfalls, führt man sich vor Augen, was mit sogenannten ‚Erneuerbaren’ alles einhergeht, dann kommt einem der Begriff ‚Erneuerbare Energien’ doch sehr schmeichelhaft vor.

Auf Wikipedia heißt es: „Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass erneuerbare Energien verglichen mit konventionellen Energienutzungsformen eine bessere Umweltbilanz aufweisen.“ Beispielsweise führt eine Studie rund um den Forscher Edgar G. Hertwich [4] zu der Schlussfolgerung: „Im Baseline-Szenario steigen die Emissionen von Schadstoffen für Luft und Wasser [bis 2050] um mehr als das Doppelte, während low carbon-Technologien eine Verdopplung der Stromversorgung erlauben, bei gleichbleibender oder gar verminderter Verschmutzung. [5]

Also sind die in jener Studie berücksichtigten ‚erneuerbaren Energien’ ungefähr doppelt so umweltfreundlich wie die konventionellen Energienutzungsformen, mit denen sie verglichen wurden. Oder, und das ist genau der Punkt, immerhin immer noch circa halb so umweltschädlich. Die sogenannten ‚erneuerbaren Energien’ ändern nichts daran, dass für eine klima- und umweltfreundlichere Zukunft vor allem auch eine erhebliche Reduzierung des Energieverbrauchs nötig ist. „Nur halb so umweltschädlich“ reicht nun mal bei weitem nicht aus. Mit dem Sammelbegriff ‚Erneuerbare Energien’, scheint mir, will man uns vorgaukeln, wir könnten einfach so weiter machen wie bisher, die ‚Erneuerbaren’ seien die Lösung bzw. die Erlösung, oder die Superhelden eben.

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Wozu braucht man diesen Sammelbegriff ‚erneuerbare Energien’ überhaupt? Es gibt meiner Ansicht nach keinen guten Grund, gerade jene Eigenschaft der relativen Erneuerbarkeit bei den jeweiligen Energieträgern hervorzuheben. Relevant ist für uns doch in erster Linie, wie umwelt-, klima-, sozialverträglich und nachhaltig die unterschiedlichen Energiearten inklusive Umwandlungsprozess sind, und nicht wie erneuerbar der „angezapfte“ Energieträger ist. Ich bin mir nicht sicher, wie eine akkuratere Bezeichnung aussehen könnte; ich bin mir allerdings eben auch überhaupt gar nicht so sicher, ob es dafür eines Begriffs bedarf. Wieso muss es überhaupt für Solarenergie und Bioenergie [6] beispielsweise eine Überkategorie geben? Kann man die nicht einfach jeweils beim Namen nennen?


[2] Ach, Bundesverband Erneuerbare Energien e.V., danke für die „Fünf Superhelden“, das hat die Sache deutlich vereinfacht.

[5] Under the Baseline scenario, emissions of air and water pollutants more than double whereas the low-carbon technologies introduced in the BLUE Map scenario allow a doubling of electricity supply while stabilizing or even reducing pollution.

[6] Obwohl der Begriff ‚Bioenergie’ bei vielen auch auf Ablehnung stößt. Ich verwende ihn hier trotzdem, weil er in den Quellen, die ich hier genannt habe, verwendet wurde.

Trolling Nespresso – Eine Mitmachaktion

Kreativausbeutung für Greenwashing? – „What else?“
Über (und gegen) Nespressos „A Second Life“-Kampagne


Der Müllberg von Problemen, der mit Nespresso-Kaffeekapseln einhergeht, ist gut dokumentiert. Hier in die Tiefe zu gehen sparen wir uns daher und verweisen stattdessen auf ein bisschen Suchmaschinerei oder einfach nur auf die politisch ziemlich uninteressierte und knappe Wikipedia.

Was dem Fass aber den Boden ausschlägt, ist das Greenwashing, das um die Dinger betrieben wird. Man kann gar nicht so viele billig aussehende Accessoires basteln, wie Nespresso-Kaffee gesoffen wird. Das dachte sich auch Nestlé und ist in eine perfide Offensive gegangen. Der größe (und damit auch milliardenschwere) Lebensmittelkonzern der Welt warf der Internetplattform Jovoto, die freischaffende Werber, Grafiker und Designer an Unternehmen vermittelt, ein paar Peanuts hin. Das Ziel: „Designe ein cleveres und nützliches Produkt aus Sekundäraluminium, das den Wert und die Vielseitigkeit des Materials demonstriert.“

call 2prizes

Nespressos Greenwashing-Konzept scheint ungefähr so: Hey, wenn die ganze Zeit über das geile, recyclete Sekundäraluminium geredet wird, fällt gar nicht mehr auf, dass die Kapseln hauptsächlich aus feinstem, frisch-abgebautem Primäraluminium sind! Und wenn ganz oft „unendlich oft recyclebar“ gesagt wird, vergessen alle ganz schnell, dass das Konzept Müllvermeidung ja auch existiert! Und Aluminiumrecycling natürlich Energie kostet. Nebenbei erwähnen wir noch die 100%-Recyclingkapazität der Kapseln – so fällt gar nicht mehr auf, dass wir keine Ahnung davon haben, wie viele Kapseln in Deutschland tatsächlich recyclet werden (oder in anderen Ländern ohne „Grünen Punkt“). Und überhaupt braucht die deutsche Sekundäraluminiumindustrie die Kapseln ja! Deren Bedarf ist noch lange nicht gedeckt. Mehr Nespresso-Kapseln = mehr Recycling = mehr Umweltschutz. Ha, das klingt dann so, als würde Nestlé noch was richtig Gutes tun.

Aber was machen wir mit dem Problem, dass diese Aluminiumrecycle-Industrie nur langweilige Sachen für das Bauwesen oder im Automobilbereich herstellt? Das hat ja nicht viel mit dem Nespresso-Image zu tun…

Kreative! Kreative müssen her! So coole internationale Designer! Am besten in einem Wettbewerb! Dann muss sich unsere eigene sozialversicherte Kreativabteilung keine Gedanken mehr machen. Das spart vielleicht sogar Personalkosten. Das steigert den Gewinn! Und weil es ja ein „Wettbewerb“ ist bekommen wir gute Ideen für sehr viel weniger Geld. Das steigert den Gewinn! Und Zugang zu den nicht gewinnenden Ideen bekommen wir auch noch! Für umme! Die können wir später mal nutzen! Das steigert den Gewinn! Und wir können das alles in den CSR-Bericht schreiben: Nachhaltigkeit + Kreativwirtschaft = winwinwinwin! Und diese Kreativen sind auch noch alle in unserer Zielgruppe! Und sehen, dass Nespresso sich wirklich Mühe gibt! Und kaufen sich dann auch eine Maschine – winwinwinwin! Und natürlich die Öffentlichkeit – winwinwinwin!

Um Nespresso zu „unterstützen“, haben auch wir uns ein paar „clevere und nützliche Produkte aus Sekundäraluminium“ überlegt. Helft uns, diese an die Öffentlichkeit zu bringen! Ihr könnt alle Texte und Bilder frei verwenden. Vielleicht habt ihr ja auch eigene Ideen?

Wie man die cleveren und nützlichen Produkte sicher bei Jovoto hochladen kann, erklären wir weiter unten, jetzt erstmal zu den Ideen – schon in von Nespresso gewünschter Sprache und Format natürlich – ready for copy/paste.

1. Aluminium Trees

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(Serviervorschlag)

Description
The idea is pretty straightforward: The extraction of bauxite (main precursor of aluminium) demands a lot of land. Hence, trees get chopped and/or burned in order to make room for bauxite mines. It would though only be fair to replace these trees; why not by secondary aluminium?

What makes your product bold and innovative?
It is always assumed that the preservation of the natural flora is always the best option, but what if artificial trees could be way more efficient then their natural counterpart? Aluminium trees are more resistant in the case of storms (consider, in the prospect of climate change the amount and intensity of storms is said to increase considerably), they don’t burn so easily in fires, they don’t need water, etc. Just imagine how beautiful they would look in winter covered in snow. They could at least serve as Christmas trees.

Which target group is this product aimed at?
Pretty much everyone. It is for all the people that go for walks in the forest once in a while.

Why is secondary aluminum the perfect material for your idea?
Because it is more stable, fire resistant and shiny as natural trees.

Did you use any stock or third party material? If so, please link all stock, fonts and Creative Commons material here:
Everything used is public domain, except: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/65/Former_Bauxite_Mine_G%C3%A1nt_2011_7.jpg – By User:VargaA (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY-SA 4.0-3.0-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0-3.0-2.5-2.0-1.0)], via Wikimedia Commons.

2. Aluminium tombstones

03 Tomb - Kopie

Description
Workers in bauxite (main precursor of aluminium) mines are often exposed to heavy machinery, noise, dust and high tropical temperatures. It goes without saying that this work comes with certain health hazards such as heavy injuries, cancer and a variety of lung problems. One day all miners will die eventually. It will then be hard to tell, whether they would have lived longer, if they would have had another job. After all we will all die one day. Anyway, dead miners need tombstones (at least those that choose to be buried). Secondary aluminium would be the perfect material therefore.

What makes your product bold and innovative?
It closes the circle of the value creation chain. While the miners have accompanied the aluminium in its first steps, the aluminium is at their side to accompany them in their last step.

Which target group is this product aimed at?
Workers in bauxite mines.

Why is secondary aluminium the perfect material for your idea?
The idea here is to give something back to those that for years now have been at heart of the aluminium production. What could possibly be more fitting then paying them their last respects with secondary aluminium?

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Everything used is public domain

3. Aluminium Villages

02 Village - Kopie

Description
The extraction and processing of bauxite (main precursor of aluminium) demands a lot of land and energy. In some cases huge dams are build, specifically to produce power for the aluminium-smelters. Naturally this sometimes conflicts with populations and settlements. The obvious course of actions in those cases is of a course a relocation of those populations. As a trade-off to their loss, entire villages made of secondary aluminium could be build for them in more convenient locations.

What makes your product bold and innovative?
It is a classic win-win situation. The aluminium industry gets easy access to the land they need, while the relocated villagers get modern badass aluminium huts in return.

Which target group is this product aimed at?
The relocated population in mining areas

Why is secondary aluminium the perfect material for your idea?
During the bauxite mining, the construction of dams, the aluminium production and the relocation of populations that goes with it, aluminium is the ultimate goal and outcome. Thus, this same product in recycled form would be the perfect solution to some minor production inherent issues, such as population displacement.

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4. The capsule dustbin

04 Dustbin - Kopie

Description
Sure, aluminium coffee capsules can be recycled. But there will still always be more new capsules to come. In order to gather them neatly for recycling purposes, I suggest a designer dustbin made out of secondary aluminium with holes in it, just the perfect size for the capsules to fit in.

What makes your product bold and innovative?
The irony of having a product that only serves to build this same product.

Which target group is this product aimed at?
Anyone with a capsule-based coffee machine

Why is secondary aluminium the perfect material for your idea?
It will be secondary aluminium surrounding primary aluminium. It will be the first step in primary aluminium’s recycling process; a sort of a forecast to what it will become.

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5. Aluminium Greenwash award trophy

05 Award - Kopie

Description
The non-governmental organisation CorpWatch gives out bimonthly Greenwash awards to corporations that put more money, time and energy into slick PR campaigns aimed at promoting their eco-friendly images, than they do to actually protecting the environment. Wouldn’t it make perfect sense, if these awards would be materialized in a trophy made out of secondary aluminum from coffee capsules? You see, because one will always need energy and land consuming primary aluminum production in order to produce coffee capsules, in order to produce secondary aluminum out of coffee capsules.

What makes your product bold and innovative?
Mainly, the twist that the Greenwash award trophy would itself be the product of a greenwashing campaign.

Which target group is this product aimed at?
corporations that put more money, time and energy into slick PR campaigns aimed at promoting their eco-friendly images, than they do to actually protecting the environment.

Why is secondary aluminium the perfect material for your idea?
Because it is shiny and not to heavy, a perfect combination for companies having a bigger collection of Greenwash awards.

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6. Aluminium “Che Guevara” posters

06 Che Mock up - Kopie

Description
We all know and love the posters picturing the Argentinean revolutionist Che Guevara. A perfect example of an ideal exploited by capitalist interest. Now, why shouldn’t a poster picturing Che Guevara be made out of secondary aluminium?

What makes your product bold and innovative?
It is a great combination between exploiting social ideals on the one hand and ecological ideas on the other hand for economic purposes.

Which target group is this product aimed at?
Hypocritical revolutionists (and/or ecologists for that matter) and teenagers that just don’t know better

Why is secondary aluminium the perfect material for your idea?
Iron would just be too heavy to hang it on the wall, secondary aluminium is clearly the better choice.

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7. Aluminium old school espresso maker

07 Moka - Kopie

Description
Could you imagine anything better than a freshly brewed coffee out of an old school espresso maker? Right? (Except a coffee from a nespresso capsule of course) My suggestion: An old school espresso maker made out of secondary aluminium from modern coffee capsules for unforgettable moments.

What makes your product bold and innovative?
The fact that it is so simple and doesn’t need any capsules made out of primary aluminium in order to produce good coffee.

Which target group is this product aimed at?
Romantics

Why is secondary aluminium the perfect material for your idea?
Because it is a great conductor of heat and because it isn’t primary aluminium.

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8. Recycled coffee caps! What else?

08 BunteKapseln - Kopie

Description
Coffee capsules from Nespresso and other brands are made out of aluminium, right? So what could be more useful than to produce even more coffee capsules made out of secondary aluminium? Hmm, it is hard to believe, that I’m the first one to come up with that idea. There might be a catch to it. But if it isn’t possible (or allowed) to make coffee capsules out of secondary aluminium, doesn’t that automatically mean that all future coffee capsules will be made out of newly extracted primary aluminium? Wouldn’t that mean, that it is just impossible to make coffee capsules in an eco-friendly fashion?

What makes your product bold and innovative?
It is great and obvious and obviously great.

Which target group is this product aimed at?
Anyone with a capsule-based coffee machine

Why is secondary aluminium the perfect material for your idea?
Yeah, why isn’t it again?

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Wie man die cleveren und nützlichen Produkte sicher bei Jovoto hochladen kann

  1. Wenn Du Deine IP schützen willst, hole Dir Tor-Browser, den sollte man sowieso haben: https://www.torproject.org/projects/torbrowser.html.en (ja, er ist langsamer, aber das sollte einem der Schutz der eigenen Daten wert sein.
  2. Mit einer Wegwerf-E-Mail schützt man das eigene Postfach bei Anmeldungen auf Plattformen: https://discard.email/ (hat tolle Adressendungen) oder https://10minutemail.com (ein Postfach, das nur 10 Minuten existiert – also nur bis die Plattform Dir eine Bestätigungsmail geschickt hat)
  3. Melde Dich unter https://www.jovoto.com/signup-email mit der E-Mail an. Denke Dir einen Benutzernamen und ein Passwort aus.
  4. Du bekommst eine E-Mail – check Dein Postfach klick den Verifizierungslink.
  5. Auf Jovoto muss man „ein Profil ausfüllen“ – mach einfach einige Angaben, die Dir grad einfallen, wie den Namen, den Du gern hättest, der Ort, an dem du gern mal wohnen würdest und das Alter, in dem Du grad gern wärst 🙂
  6. Dann geh auf https://www.jovoto.com/projects/second-life/briefing und lade eine (oder alle Ideen) hoch. Fertig!

submit idea 1 - Kopie

 

Danke, dass Du Dir die Zeit genommen und ein Statement gegen Greenwashing gesetzt hast! Der Prozess ist nicht der einfachste (schon dieser Blogtext war viel zu lang!), desto mehr wissen wir Deine Teilnahme zu schätzen!

Entscheidungen

Warum Auswahl Zeit verschwendet, Energie raubt und unzufrieden macht. Und was man dagegen tun kann


Szene aus unserer Wohnung: „Minimalismus ist nicht so Deins, oder!?” fragt das Regal für Holzreste. Die riesige Werkzeugkiste und mein auch nach 4 Jahren Kaufabstinenz noch exzellent befüllter Kleiderschrank fangen an zu kichern. „Doch,” antworte ich stolz, „aber nur im Kopf!” Die Möbelstücke lachen laut. – „Maaahaaaaan, ihr wisst doch, wie ich das meine…” – „Nee, erklär mal!” ruft der Ratgeber The Life-Changing Magic of Tidying Up aus dem Bücherregal (das nervige Stück muss dringend zurück in die Bibliothek). – „Na ich bin eher so Entscheidungsminimalist (wenn das überhaupt als Wort durchgeht).”

zizek

Denn irgendwie ist das Jahr ohne Zeug wie ein Jahr von Urlaub von: Nehme ich das in schwarz oder blau? Oder beides? Ist mir das zu teuer? Sollten wir hier noch ein Regal…? Haben wir Platz dafür? Wenn wir das jetzt nehmen, sollten wir dann das andere entsorgen? iPhone oder Samsung? Brauche ich eine Übergangjacke? Steht mir das? Mit oder ohne Kapuze? Ist das grad in? Ist das sozial ok hergestellt? Ist das gute Qualität? Brauchen wir eine neue Couch? Ein iPad? Einen E-Book-Reader? Einen neuen Telefonvertrag, weil da dieses Smartphone mit drin ist? Wird es Zeit für eine bessere Kaffeemaschine? Neues Auto? Finde ich bunte Socken gut oder nicht? Kaufe ich das Produkt mit nur 2 Bewertungen? Glaube ich den negativen Bewertungen? Glaube ich den positiven Bewertungen? Glaube ich ihnen mehr als der Einschätzung meiner Freundin? Kann ich diese Rieseninvestition jetzt schon tätigen? Warte ich, bis es vielleicht im Angebot ist? Gebraucht oder neu? Vielleicht ein Souvenir für…? Sollen wir das für XYZ mitnehmen? Bio oder lokal oder fairtrade? Hätte ich das kaufen sollen? Kann ich das zurückgeben? War das die richtige Wahl? Und natürlich vor allem: Probiere ich diesen verdammten Fidget-Spinner aus oder finde ich das doof?

Vor Anstrengung schon ausgerastet? Eingeschlafen? Kein Wunder! Die ganzen Entscheidungen MACHEN. EINEN. FERTIG.
MACHEN UNS ALLE FERTIG – sagt die Wissenschaft. Zu den Gründen:

1. All diese Möglichkeiten rauben Zeit und Energie

Entscheidungen fordern einiges an geistigem Aufwand. Und wenn wir (zu) viele Entscheidungen in einem zu knappen Zeitrahmen machen, wird unsere Fähigkeit, gute Entscheidungen zu fällen, ganz erheblich reduziert. Psychologisch heißt das Konzept decision fatigue – Entscheidungsmüdigkeit. [1] Diese ist mitnichten nur auf Konsumentscheidungen begrenzt – die größte Studie zu decision fatigue bezieht sich schließlich auf die Qualität richterliche Urteile zu Beginn und am Ende des Tages. (Und ich als Ihr Anwalt rate ich Ihnen: Immer morgens vor den Kadi!) [2] Aber in einer Welt voller Werbung, voller Kleiderständer und voller Supermarktregale nehmen Konsumentscheidungen einen riesigen Teil unserer täglichen Überlegungen ein. Das ständige Wählen lässt wenig Platz für die wirklich wichtigen Deliberationen. Wer also morgens zu lange über Art, Farbe und Preis der neuen Kaffeemaschine nachdenkt, wählt abends wahrscheinlich den falschen Partner. Darauf erstmal ’nen Kaffee – und das vielleicht nicht gerade beim Starbucks der unbegrenzten Möglichkeiten. Und auch nicht bei Subway.

Starbucks ChoicesAuf Twitter ansehen Subway ChoicesAuf Reddit ansehen

 

Liest man irgendwo über Entscheidungsmüdigkeit fallen früher oder später drei Namen: Jobs – Zuckerberg – Obama, respektive Jeans / schwarzer RollpulliJeans / graues T-Shirtgrauer Anzug / blauer Anzug. Diese Menschen tragen (trugen, R.I.P. Steve) einfach so jeden Tag das Gleiche. Und dabei ging es nicht mal so sehr um die „eigene Markenbildung“, wie man ja durchaus annehmen könnte. Obama sagt:

“You’ll see I wear only gray or blue suits, I’m trying to pare down decisions. I don’t want to make decisions about what I’m eating or wearing. Because I have too many other decisions to make.” [3]

Saaaad [Trump voice] ist, dass diese Beispiele ausschließlich in Listen wie „5 Dinge, die unglaublich produktive Menschen tun“ oder „10 Sachen, die man tun kann, um noch effizienter zu werden“ auftauchen. [4] YES! Verringere Deine Wahlmöglichkeiten und nutze die freigewordene Zeit und Energie, um dann dem Kapitalismus noch besser dienen zu können! Klassischer Reboundeffekt , wenn ihr mich fragt. Wo ist die Liste „10 Lifehacks für mehr Müßiggang“? Oder wieso nicht „5 Dinge für mehr Zufriedenheit“? Die geht nämlich, neben Zeit und Energie, auch mit jeder Konsumentscheidung ein bisschen über den Jordan.

2. All diese Möglichkeiten machen unzufrieden

Ich denke bis heute (!!!) darüber nach, ob ich damals im real existierenden Intershop mit der Schachtel TicTacs Orange die richtige Wahl getroffen habe. Wäre das Hanuta nicht doch besser gewesen!? Schließlich gibt es keine zweite Chance für den ersten Geschmackseindruck des goldenen Westens. Bis heute ein Kindheitstrauma. [5] Und es ist in der Tat so, dass die bloße Vorstellung, dass man ja anders hätte wählen können, die Zufriedenheit mit dem im Endeffekt Gewählten sofort schmälert. Obwohl die TicTacs an sich ja wirklich lecker waren. Es ist fast völlig egal, wie gut das Gut, auf das die Entscheidung schlussendlich fällt, tatsächlich ist. Ist es nicht perfekt (und was ist schon perfekt…!?), wird das eigene Glück immer durch Zweifel und Reue geschmälert. [6] Hinzu kommt: Es ist ja alles nicht einfacher geworden in den letzten 30 Jahren: Es geht ja nicht mehr nur um die Entscheidung zwischen Süßigkeit A oder Süßigkeit B. Oder Jeans A oder Jeans B. In dem auf seinem Buch basierenden, ziemlich wunderbaren Vortrag „The Paradox of Choice“ beschreibt Psychologe Barry Schwartz es so:

„I want a pair of jeans. Here’s my size. – And the shopkeeper said: Do you want slim fit, easy fit, relaxed fit? You want button fly or zipper fly? You want stonewashed or acid-washed? Do you want them distressed? You want boot cut, tapered, blah blah. – On and on he went.”

Hinzugekommen sind also Jeans C bis Z… und die Länge des Süßigkeitenregals will ich gar nicht erst erwähnen. Das Problem damit ist: je mehr Optionen es gibt, desto leicher ist es für uns, irgendetwas an der getroffenen Entscheidung zu bereuen. Denn unsere Wertschätzung der Dinge hängt damit zusammen, womit wir sie vergleichen – in BWLer-isch: Opportunitätskosten. Je mehr Optionen zur Wahl stehen, desto mehr können wir vergleichen. Und desto mehr Eigenschaften des Vergleichsprodukts gehen als Opportunitätskosten in unsere Zufriedenheitsrechnung ein – als Minus natürlich. Jeden Tag auf’s Neue. So denkt der Träger der slim-fit-Jeans wahrscheinlich irgendwann (vermutlich nach dem Essen): „Verdammt, diese Hose ist weder easy noch relaxed, hätte ich mal die Andere...“ Außerdem stellt er sich sich die Frage, ob diese Hose dies alles überhaupt wert war und was man sonst mit dem Geld und der Zeit hätte machen können. Mit jeder Entscheidung verzichten wir also auf viele andere Wahlmöglichkeiten. Und je mehr Wahlmöglichkeiten die Konsumgesellschaft uns bietet, desto mehr mentalen Verzicht üben wir. Paradox, nicht wahr!? Macht jedenfalls auch unzufrieden.

Und schließlich signalisiert eine größere Anzahl von Möglichkeiten auch: „Etwas davon wird perfekt für mich sein“ – eine gesteigerte Erwartungshaltung. Und wer ist dann schuld daran wenn diese sich nicht erfüllt? SIE NATÜRLICH! SIE hatten ja die Wahl! SIE hätten es ja besser machen können. Sie leben hier ja nicht in einer Ein-Hosen-Gesellschaft! Auch dies macht, naklar, unzufrieden.

3. All diese Möglichkeiten paralysieren

Die erste westdeutsche Supermarkterfahrung meiner Mutter endete mit leeren Händen und einem mittelschweren Fall von analysis paralysis [7]. Die Auswahl war einfach zu groß. Diese Erfahrungen machen wir heute jeden Tag, nur in der light-Version. Die Vielfalt der Möglichkeiten kann durchaus entmutigen; es wird angenommen, dass wir so zunehmend Probleme damit haben, überhaupt Entscheidungen zu treffen. [8] Und auch in den Geschäften ist dies teilweise angekommen. So wollten einige Produzenten eigentlich nur Produktionskosten einsparen, sahen sich nach dem Herunterfahren ihres Angebotes aber plötzlich mit mehr Umsatz konfrontiert. [9] Für andere war der Aspekt des „simplify shopping“ tatsächlich Teil der Überlegung, einen Gang zurückzuschalten. So reduzierte beispielsweise die Supermarktkette Tesco im Januar 2015 die Zahl der angebotenen Produkte um ein Drittel. [10] Zu Recht:

With tomato ketchup, Tesco offers a bewildering array of 28 sauces while in Aldi there is just one ketchup in one size.

Vielleicht ist der Erfolg der Discounter am Ende der 90er nicht nur den billigen Lebensmitteln geschuldet!? Hat sich mal jemand damit wissenschaftlich auseinandergesetzt? NATÜRLICH hat sich jemand damit auseinandergesetzt, BWL-Lehrstühle müssen ihre Existenz ja auch irgendwie rechtfertigen. Unter dem Schlagwort Aldi-Freiheit findet man folgendes Juwel: „Durch die gekonnte Reduktion auf das Wesentliche nach dem Motto »Weniger ist mehr« kann sich der Verbraucher bei Aldi wieder frei, selbstbestimmt und stressfrei einer übersichtlichen und irritationsfreien Produktwelt zuwenden. Das Einkaufen wird als schneller, glatter und problemloser erlebt. Die Aldi-Reduktion schärft zudem wieder die Sinne für die Glücksmomente bei der Entdeckung des Besonderen im Aldi-Angebot.“ [11] Dass Angebot und Freiheit sich hier diametral gegenüberstehen ist schon ein starkes Stück! Das widerspricht doch völlig dem Sinn der westlichen Warenwelt! Mehr Auswahl sollte doch zu mehr Freiheit führen und mehr Freiheit zu einem besseren Leben und damit mehr Glücksgefühl! Was ist da los?

4. Aber was wollte ich eigentlich sagen …

… ach genau: Entscheidungsminimalismus.
Wir sind täglich mit unverhältnismäßig vielen Konsumentscheidungen konfrontiert. Die Auswahl hat eine Größenordnung erreicht, bei unsere Zeit, Energie und Zufriedenheit auf der Strecke bleiben – bis zum Punkt der Paralyse. Und dies natürlich [Achtung Moral!] unter Ausbeutung natürlicher Ressourcen und – weil mit mehr Auswahl natürlich mehr Konkurrenz kommt – unter Ausbeutung von Arbeitskraft. Was also tun? Warten bis die Größe und Differenzierung des Warensortiments, also die Anzahl der Kaufmöglichkeiten, den Paralysepunkt erreicht, an dem wir als Gesamtgesellschaft die Hufe hochreißen, dem Shoppingcenter den Rücken kehren und kollektiv im Park spielen gehen? Wahrscheinlich eher nicht, denn wie das Beispiel Aldi gezeigt hat, ist der Kapitalismus ein Anpassungsfuchs. NATÜRLICH empfehlen wir stattdessen, den Entscheidungsurlaub einfach mal selbst auszuprobieren, zum Beispiel [Achtung schamlose Eigenwerbung!] mit dem Jahr ohne Zeug. Aus vier Jahren Selbstversuch können wir sagen, dass es sich sehr entspannt und glücklich lebt, wenn man den eingangs gestellten Konsumfragen ein schnödes „Nein zu allem“ entgegensetzen kann. Das macht man nämlich nur einmal und hernach kann man sich mit aller Energie und Zeit wichtigeren Deliberationen widmen.

„Holzresteregal, Werkzeugkiste, Kleiderschrank, habt ihr das verstanden?“ – „Jaaa…“ – „Geht es Euch deswegen schlechter?“ – „Neeein…“ – „Na dann ist ja für alle gesorgt.“


[3] http://www.vanityfair.com/news/2012/10/michael-lewis-profile-barack-obama – Übersetzt: “Man wird mich nur graue oder Anzüge tragen sehen, ich versuche Entscheidungen zu reduzieren. Ich will keine Entscheidungen darüber treffen, was ich esse oder trage. Weil ich zu viele andere Entscheidungen zu treffen habe.”

[5] Voll die gute Kindheit, was!? Hatte ich Probleme!!!

[6] https://en.wikipedia.org/wiki/Buyer%27s_remorse auf Deutsch sehr schön „Kaufreue“ genannt.

[7] https://en.wikipedia.org/wiki/Analysis_paralysis

[8] https://faculty.washington.edu/jdb/345/345%20Articles/Iyengar%20%26%20Lepper%20(2000).pdf – Die Marmeladenstudie mit der alles begann. Setting: New York in einem Delikatessenladen. Ein Probetisch, an dem vorbeikommende Kunden verschiedene Marmeladensorten probieren konnten. „In einer Variante des Versuchs standen sechs Marmeladensorten zur Auswahl, in einer anderen 24. Wie sich herausstellte, lockte das üppige Konfitürensortiment zwar recht viele Kunden an den Probiertisch. Diese aber schienen eher verunsichert zu sein. Sie hielten inne, zögerten, diskutierten das Für und Wider der diversen Sorten, nur um anschließend meist ratlos weiterzuziehen. Die wenigsten (drei Prozent) verließen das Geschäft mit einem Marmeladenglas in der Einkaufstasche. Ganz anders die Kunden der kleinen Auswahl: Von ihnen entschieden sich ganze 30 Prozent zum Kauf einer Konfitüre.“ Zusammenfassung von http://www.zeit.de/wissen/2012-05/freiheit-psychologie-kast/seite-2

[9] Einige Beispiele hier: http://www.pbs.org/newshour/making-sense/is-the-famous-paradox-of-choic/

[10] https://www.theguardian.com/business/2015/jan/30/tesco-cuts-range-products

[11] Allerdings ist die Studie schlecht zu finden. Hier ein Auszug: http://www.stern.de/wirtschaft/geld/studie-warum-ist-aldi-so-erfolgreich–3301236.html Besonders schön auch: „Die Aldi-Revolution des Einkaufens verwirklicht Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit beim Einkauf.“ Das Aldi-Prinzip des begrenzten Sortiments kann sicher auch als ein Erfolgsfaktor in der heutigen Verbreitung kleiner Bioläden gesehen werden.

10 Sabotage-Tipps für den einfachen Bürger

Die ‚globalisierte geldgeile arbeitswütige Überflussgesellschaft’ geht dir schon lange gegen den Strich? Du würdest ihr nur all zu gerne ab und zu, hier und da eins auswischen? Wir sagen dir, wie du’s mit ganz einfachen Mitteln tun kannst!


Wenn du lieber gleich zur Sache kommst, mein Gelaber darüber, wie ich darauf gekommen bin, die angekündigten 10 Sabotage-Tipps zu erstellen, dich zu Tode langweilen und/oder du prinzipiell lange Intros zum Kotzen findest, besteht selbstverständlich die Möglichkeit den Einleitungstext zu überspringen und gleich zu den durch Nummerierung gekennzeichneten konkreten Tipps überzugehen. Wirst du im Gegenteil lieber sanft an ein Thema herangeführt und/oder es geht dir eher darum, dich beispielsweise möglichst lange von der Arbeit abzulenken, dann bitte sehr … hier dann auch die passende Musik dazu.

Vor kurzem bin ich auf das ‚Simple Sabotage Field Manual’ (Handbuch für einfache Sabotage) gestoßen; ein 1944 vom ‚Office of Strategic Services’ des CIA erstelltes Handbuch, prall gefüllt mit praktischen Tipps für den ‚gewöhnlichen Durchschnittsbürger unter den Saboteuren’ (ordinary individual citizen-saboteur) mit einem Hang zu möglichst unauffälliger (Kriegs-)Sabotage. Hättest du also 1944 bereits in Deutschland gelebt und der Nationalsozialismus wäre dir nach 11 Jahren so langsam dann doch unangenehm geworden, ihn öffentlich zu kritisieren aber nicht wirklich eine Option für dich, wäre dies die ideale Lektüre für dich gewesen.

Das klingt vielleicht erst einmal etwas skurril und auch zynisch, aber tatsächlich fand ich das Handbuch äußerst inspirierend: eine durchaus empfehlenswerte Lektüre, auch heute noch. Das ‚Simple Sabotage Field Manual’ hat mich dermaßen inspiriert, dass ich beschlossen habe, auf seiner Vorlage ebenfalls ein paar Sabotage-Tipps zu erstellen. Klar, das muss natürlich alles etwas an die jetzige Zeit und unsere Zielvorstellungen angepasst werden. Anders als die CIA 1944 wollen wir keine bestimmten Staaten oder Regierungen schwächen, wenn dann schon eher eine Gesellschaftsform, oder eine Weltanschauung vielleicht. Unser „Feind“ könnte beispielsweise die, na sagen wir die ‚globalisierte geldgeile arbeitswütige Überflussgesellschaft’ (im Anschluss nur noch als GGAÜG bezeichnet) sein. Trotzdem sind viele Anmerkungen und Vorschläge aus dem Original-CIA-Handbuch erstaunlich problemlos übertragbar (ein Klick auf das obrige Bild verlinkt dich direkt zum Original).

Bezüglich der eventuellen Nutzer unserer Sabotagetipps dient das Originalhandbuch schon mal als vorzügliche Inspirationsquelle. Es besagt: „Schlichte Sabotage wird vom einfachen Bürger durchgeführt, welcher individuell, ohne zwangsläufig an eine organisierte Gruppe angebunden zu sein, oder in der Gruppe handelt; und es wird auf solche Weise ausgeführt, dass die Gefahr sich zu verletzen, erwischt und/oder bestraft zu werden, möglichst gering ist.[1]“ Das klingt doch vernünftig. An den wollen wir uns mit unseren 10 Tipps auch wenden, den einfachen Bürger.

Im Prinzip kann also jede und jeder unsere Tipps aufgreifen; natürlich macht es am ehesten Sinn für Menschen (ob sie auch Bürger sind, ist eigentlich zweitrangig), die daran interessiert sind, der GGAÜG zu schaden. Uns kommt es aber ebenso entgegen, wenn geldgeile arbeitswütige Globalisierungsliebhaber – dann wahrscheinlich eher irrtümlicherweise – sich unserer Sabotagevorschläge bedienen. Und, ganz besonders geeignet sind die Tipps für verkappte Gegner der GGAÜG, da „die Gefahr erwischt zu werden, möglichst gering gehalten wird.

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Es ist also möglich, hier und da Nadelstiche gegen die GGAÜG zu setzen, ohne dadurch gleich sein soziales Ansehen oder sein Arbeitsverhältnis aufs Spiel setzen zu müssen. Der Trick dabei ist es, nur solche Sabotageinstrumente einzusetzen, die „jeder zuhause liegen hat“, sowie nur solche „Sabotageziele sich auszusuchen, zu denen man normalen und unauffälligen Zugang im Alltag hat.“ Einfache Sabotage baut meistens darauf auf, „gewöhnliche Gelegenheiten zu nutzen und dabei unauffällig falsche Entscheidungen zu treffen, eine nicht kooperative Haltung anzunehmen und andere dazu anzustiften mitzumachen. Des Weiteren heißt es im Original-CIA-Handbuch: Der einfache Saboteur soll erfinderisch sein im Umgang mit seinem alltäglichen Equipment“.

Manche Tipps im Originalhandbuch richten sich ganz spezifisch an Personen aus bestimmten Berufssparten: ElektrikerInnen, SchmiedInnen, Zugpersonal, TelefonistInnen, AbteilungsleiterInnen. Auch das macht heute noch Sinn. Ein paar unserer Tipps sind daher ebenfalls an bestimmte Berufsgruppen angepasst.

Auch für uns Verfasser der aktualisierten Sabotage-Tipps hat das Original einige gute Ratschläge parat, darüber, was man berücksichtigen sollte und wie man den einfachen Saboteur am besten erreicht. Das Original Manual gibt beispielsweise zu bedenken: „gezielte Dummheit ist konträr zur menschlichen Natur, weswegen [der einfache Saboteur] regelmäßig Druck, Ansporn oder Zusicherungen sowie Informationen und Vorschläge benötigt, in Bezug auf praktikable einfache Sabotagemethoden.[2]“ Idealerweise „schafft man eine Situation, in welcher der ‚einfache Saboteur’ ein gewisses Verantwortungsgefühl entwickelt und seinerseits andere in Sachen ‚schlichte Sabotage’ ausbildet. Zu Herzen nehmen wollen wir uns auch folgende Anmerkung: „ Eine angemessene Portion Humor in der Darstellung von Vorschlägen für einfache Sabotage löst Spannungen und Ängste.[3]

Damit genug Einführung. Im Folgenden nun die konkreten praktikablen einfachen Sabotage-Tipps nur für dich…und alle anderen.

1. Fragt dich jemand, ob du Lust auf einen Shopping-Ausflug hast, sag, du seiest allergisch auf Läden, Shopping Malls und Shoppen überhaupt, beziehungsweise du habest eine Shopping-Intoleranz. Es läge auch nicht am Anglizismus perse (schließlich ist nicht alles was aus dem Englischen kommt unbedingt schlecht, ich denke da zum Beispiel an ‚chillen’), viele seien davon betroffen, er oder sie könne es gerne googlen. Es wird eh höchste Zeit, dass diese Art der Intoleranz oder Allergie endlich offizielle Anerkennung findet. Um den entsprechenden Wikipediabeitrag kümmern wir uns gegebenenfalls gerne. Wenn sich genug Menschen zu der Intoleranz bzw. Allergie bekennen, gibt es sie auch.

2. Rufe regelmäßig beim Kundenservice deiner Bank an und sag, du hättest immer noch nicht ganz verstanden, wieso die Bank dir im „Idealfall“ Zinsen dafür auszahlt, dass sie dein Geld verwalten darf, alle anderen würden für geleistete Dienstleistungen immer nur Geld von dir verlangen…ob sie dir das Finanzsystem noch einmal im Detail erklären könnten, du hättest viel Zeit.

3. Bei Kinobesuchen solltest du immer daran denken pünktlich zu sein, um die Werbespotts vor dem Filmanfang nicht zu verpassen. Das erscheint erst einmal kontraintuitiv, bietet dir aber die Möglichkeit, zu verhindern, dass sich andere an der Werbung „erfreuen“. Während der Werbespotts solltest du dich sehr laut mit deinem Sitznachbarn oder -nachbarin unterhalten. Oder einen ganzen Werbespott über im Projektorstrahl stehen. Im Original-CIA-Handbuch heißt es: „Zuschauer können feindliche Propagandafilme ruinieren, durch übertrieben lautes Klatschen, lautes Husten und Reden.[4]“ Ein weiterer Originaltipp lautet unauffällig Motten ins Kino zu schleusen, damit diese, angezogen vom Licht, in den Projektor steigen und das Bild stören. Das wäre heutzutage wohl nicht mehr ganz so sinnvoll.

FlightAttendant_B1_201706014. Falls du bei einer Fluggesellschaft arbeitest, ob an Bord des Flugzeuges oder hinterm Rechner in der Zentrale, versuche das Fliegen möglichst unangenehm für die Passagiere zu gestalten. Fliegen ist ja bekanntermaßen speziell klimaschädlich. Beispielsweise – und da bediene ich mich wieder eines Originaltipps – kannst du zwei Passagieren ein und den selben Sitzplatz zuweisen (insofern die Software das heutzutage überhaupt noch zulässt), so dass ein „interessanter Dialog“ zwischen den beiden Passagieren entstehen kann. Oder, falls du zum Bordpersonal gehörst, könntest du beispielsweise bewusst Mücken in den Flieger schmuggeln. Allerdings ohne selbst auffällig viel Anti-Mücken Spray verwendet zu haben. Falls du im Management einer Fluggesellschaft tätig sein solltest, sorge dafür, dass die Passagiere während des Fluges mit lästiger Musik und Werbung bestrahlt werden, sie speziell eng zusammen sitzen und für alles Mögliche Zuschläge zahlen müssen, und das Bordpersonal besonders schlecht bezahlt wird, einen unmenschlichen Stundenplan hat und dementsprechend häufig miese Laune. Wenn ich so drüber nachdenke, mit letzterem Tipp komme ich womöglich zu spät. Es scheint mir, diese Strategie fahren einige Fluggesellschaften bereits jetzt schon. Auf einmal sehe ich Ryan Air und andere Low-Cost-Anbieter mit ganz anderen Augen. Nur weiter so!

5. Falls du für Amazon, DHL, UPS, deliveroo, foodora, Lieferando, Zalando oder eine ähnliches Logistikunternehmen arbeitest, sorge dafür, dass Lieferungen falsch verschickt oder geliefert werden, oder zumindest mit Verspätung. Schreibe Sprüche oder Statistiken auf die Verpackungen, die den Kunden abschrecken könnten, wie beispielsweise die Selbstmordrate bei AmazonmitarbeiterInnen oder Ähnliches.

6. Wir wissen es alle, Autos sind Scheiße, stoßen viel CO2 aus, verpesten die Städte, töten Fußgänger und Fahrradfahrer (natürlich nicht alleine, sondern in der Regel nur mit FahrerIn). Deswegen – und auch dieser Tipp stammt aus dem Original Field Manual – solltest du dafür sorgen, dass die Strassen in einem möglichst schlechten Zustand sind. Versehe die Strassen mit Schlaglöchern, lass Straßenschilder verschwinden, gehe besonders langsam über Zebrastreifen, usw. Daran kann sich wiederum jede und jeder beteiligen, unabhängig welcher Berufsgruppe man angehört. Als StraßenarbeiterIn kannst du natürlich auch gerne dafür sorgen, dass die Straßeninfrastruktur von vorne herein nicht sehr stabil und anfällig für Sabotage ist. Im Gegenzug solltest du Fußgänger- und Fahrradwege möglichst angenehm gestalten. Fahrradfahrer und Fußgänger immer nett anlächeln, mal einen Blumenstrauß hinlegen, gute Witze auf Fahrradwege sprayen, usw. Vielleicht schaffen wir ja so den Wandel weg vom Automobil.

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7. Wenn dich die Bedienung an einer Ladenkasse oder –theke fragt, ob du eine Plastiktüte oder eine sonstige Plastikverpackung zu haben wünschst, heule laut los und verlange nach der ManagerIn. Das mag nicht speziell sinnvoll erscheinen, die Bedienung und andere herumstehende Leute sollten aber genügend traumatisiert sein, um es sich beim nächsten Mal gut zu überlegen, ob sie eine Plastikverpackung wünschen bzw. anbieten. Sollte dein Ansehen dir besonders wichtig sein, kannst du es ja zumindest mal im Urlaub versuchen, irgendwo weit weg, wo dich niemand kennt.

8. Nimm keine Arbeitsverträge an, die auf mehr als 20 Stunden pro Woche festgelegt sind. Will jemand wissen, wieso du nicht mehr als 20 Stunden pro Woche arbeiten kannst (ja, du hast richtig gehört: „kannst“), sag, es gäbe zwingende familiäre oder gesundheitliche Gründe dafür.

9. Besuche Konferenzen, Seminare, Meetings und Ausschüsse von Institutionen, die deiner Ansicht nach stellvertretend sind für die GGAÜG. In Bezug auf das Sabotieren von solchen Veranstaltungen hat das Original gleich mehrere gute Tipps anzubieten. Hier nur eine kleine Auswahl: „Halte Monologe. Sprich so oft du kannst und so lange wie möglich. Schmücke deine Beiträge mit langen Anekdoten und persönlichen Erfahrungen aus.[5]“ „Bringe unwichtige Themen so oft es geht zur Sprache.[6]“ „Feilsche bei Meldungen, Protokollen oder Beschlüssen um präzise Formulierungen.[7]“ Wer selbst schon mal an Konferenzen, Seminaren, und Meetings von sozial, konsumkritisch und humanistisch eingestellten Institution oder Organisationen teilgenommen hat, erkennt schnell, dass den Saboteuren, die für die Gegenseite tätig sind, das Original ‚Simple Sabotage Field Manual’ offenbar auch nicht fremd ist. Wir sollten ihnen auf keinen Fall das Feld überlassen!

10. Ganz allgemein gibt uns das Original-CIA-Handbuch dann noch folgenden wertvollen Ratschlag mit auf den Weg: „Deine Entschuldigungen sollten immer üppig ausfallen. Häufig kommt man mit solchem Handeln “davon” unter dem Deckmantel der vorgespielten Dummheit, Ignoranz, übermäßigen Vorsicht, Angst der Sabotage verdächtigt zu werden, oder durch Unterernährung bedingte Schwäche und Trägheit.[8]“ Unterernährung wird einem heutzutage in unseren Gegenden wohl nicht so leicht abgenommen, aber vielleicht allgemeine Trägheit bedingt durch das viele Fastfood Essen.

 

Natürlich könnte man diese Liste von Sabotage-Tipps noch deutlich ausbauen, wir denken aber, wenn genügend Menschen diese 10 Tipps schon mal umsetzen, ist schon viel getan. Also nichts wie ran! Sei überall dort, wo es der GGAÜG schadet, faul, dumm, uneffektiv und unbequem!

 


[1] Simple Sabotage is executed by an ordinary citizen who may or may not act individually and without the necessity for active connection with an organized group; and it is carried out in such a way as to involve a minimum danger of injury, detection, and reprisal.

[2] Purposeful stupidity is contrary to human nature. [The citizen-saboteur] frequently needs pressure, stimulation or assurance, and information and suggestions regarding feasible methods of simple sabotage.

[3] A reasonable amount of humor in the presentation of suggestions for simple sabotage will relax tensions of fear.

[4] Audiences can ruin enemy propaganda films by applauding to drown the words of the speaker, by coughing loudly, and by talking.

[5] Make „speeches“. Talk as frequently as possible and at great length. Illustrate your. „points” by long anecdotes and accounts of personal experiences.

[6] Bring up irrelevant issues as frequently as possible.

[7] Haggle over precise wordings of communications, minutes, resolutions.

[8] Always be profuse in your apologies. Frequently you can „get away“ with such acts under the cover of pretending stupidity, Ignorance, over-caution, fear of being suspected of sabotage, or weakness and dullness due to undernourishment.

 

 

Den Wandel üben

Was macht den Meister…? Genau!
Unser Stirring-Paper zur Degrowth-Konferenz 2014 in Bild und Schrift.


Wer weniger Lust auf Text und mehr auf den visuellen Supergau hat, dem sei diese einfache Übersicht ans Herz gelegt. Die lassen wir manchmal bei Veranstaltungen rumliegen, man kann sie aber auch auf einem DIN A der eigenen Wahl ausdrucken (DIN A 3 wärmstens empfohlen): PDF.
Wer lesen mag (oder SEO mag) der kann jetzt einfach weiterlesen.


Zur erfolgreichen Gründung einer durch hohe Lebensqualität gekennzeichneten Degrowth-Gesellschaft bedarf es eines grundlegenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels und das sowohl auf Makro[1]– als auch auf Mikroebene[2]. Im vorliegenden Paper liegen die Mikroebene und der sogenannte Bottom-up-Ansatz im Fokus. Wenn es gelingt, das individuelle Produktions-, Konsum- und Interaktionsverhalten einer kritischen Masse[3] von Menschen entscheidend zu beeinflussen, so die Ausgangsthese, dann ist es möglich über diesen Weg eine Postwachstumsgesellschaft zu induzieren.

Stirrin Paper Visuell - Teil 1NEU

Zusätzlich wird angenommen, dass es bereits eine kritische Masse von Menschen gibt, die gewillt sind ihren Lebensstil dahingehend zu verändern, dass der globale Ressourcenverbrauch und das Konsum- und Produktionswachstum signifikant gedrosselt und die allgemeine Lebensqualität bedeutend erhöht werden kann. Die zentrale Aufgabe bestünde demnach nicht darin, eine ausreichende Anzahl von Menschen von der Notwendigkeit einer Rücknahme des Wirtschaftswachstums oder des grundlegenden Wandels zu überzeugen, sondern darin, ihnen die nötigen Anreize und Stützen zu bieten, um diesen Wandlungswillen auch umzusetzen. Ein allgemeiner Konsum- und Produktionsrückgang sowie eine Rücknahme des Wirtschaftswachstums würden sich als Konsequenz daraus ergeben.

Der gute Wille ist da, aber…

An der Notwendigkeit eines grundlegenden Wandels hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft, die einen verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen pflegt und mehr Menschen an ihren Erträgen teilhaben lässt, zweifeln die Wenigsten. So ergab eine bundesweite Umfrage, dass „acht von zehn Bundesbürger […]sich unter dem Eindruck der europaweiten Wirtschafts- und Verschuldungskrise eine neue Wirtschaftsordnung [wünschen]. Sie soll vor allem den Umweltschutz stärken, den sorgsamen Umgang mit Ressourcen sicherstellen und den sozialen Ausgleich in der Gesellschaft stärker berücksichtigen.[4]

Die Mehrheit scheint sich zudem – zumindest teilweise – auch selbst in der Pflicht zu sehen und ist bereit einen Teil zum nötigen Wandel beizutragen. Eine Forsa-Umfrage kam zum Ergebnis, dass „nachhaltiges Handeln […] den Deutschen besonders wichtig [ist]. Demnach versuchen 95 Prozent aller Befragten, möglichst viel Energie zu sparen. Beim Kauf von Haushaltsgeräten achten 91 Prozent auch auf einen niedrigen Energieverbrauch, und 79 Prozent kaufen gezielt Produkte wie Obst oder Gemüse aus der Region.[5]

Stirring Paper Visuell - Teil 2

Dieser gute Wille, einen nachhaltigen Lebensstil anzunehmen, kann sich aber offenbar bei vielen nicht so ganz durchsetzen, denn die Realität zeigt: Die Wirtschaftsweise bleibt in seinen Grundzügen unverändert und der kollektive wie auch der individuelle Ressourcenverbrauch steigen kontinuierlich rasant an.

Hindernisse: oder wieso der gute Wille nicht ausreicht

1. Ein Großteil der Befragten die in der oben genannten Umfrage angegeben haben, sie würden sich ein neue Wirtschaftsordnung wünschen, die den Umweltschutz stärkt, den sorgsamen Umgang mit Ressourcen sicherstellt und den sozialen Ausgleich in der Gesellschaft berücksichtigt, halten – wie die gleiche Umfrage ergab – wirtschaftliches Wachstum grundsätzlich für „sehr wichtig“ oder „wichtig“[6]. Aus Degrowth-Perspektive ist dieser Standpunkt natürlich absolut widersprüchlich: Wie kann wirtschaftliches Wachstum einen sorgsamen Umgang mit Ressourcen sicherstellen, wenn wir es doch als eine Hauptursache der globalen Ressourcenübernutzung identifiziert haben?
Das liegt möglicherweise daran, dass das heute vorherrschende Wirtschaftssystem durch eine Unmenge verschiedener, sich gegenseitig beeinflussender Faktoren bestimmt wird und die globalen Zusammenhänge durch das menschliche Gehirn nur schwer – vermutlich sogar gar nicht – in ihrer ganzen Komplexität erfasst werden können. Da kann es schon mal passieren, dass Menschen mit identischen Zielen zu sehr unterschiedlichen Schlussfolgerungen gelangen oder – mit der Komplexität der Sache konfrontiert – den Mut verlieren. Alleine der Wille einen ressourcenschonenden nachhaltigen Lebensstil führen zu wollen, beantwortet noch nicht die Frage, was einen nachhaltigen Lebensstil auszeichnet und wie man ihn für sich selbst umsetzen kann.

2. Zudem ist der Mensch ein Gewohnheitstier und greift überwiegend auf gewohnte Verhaltensmuster und Automatismen zurück, die ihm die Bewältigung des Alltags vereinfachen. Sich Automatismen abzugewöhnen geht meist nicht über Nacht; außerdem verlangt die Aneignung alternativer Verhaltensmuster oft auch neue Fähigkeiten, die man erst erlernen muss.

Stirrin Paper Visuell - Teil 3

3. Hinzu kommt, dass menschliches Verhalten in einem bestimmten sozialen, beruflichen und freizeitlichen Umfeld stattfindet, das auf das Individuum eine Reihe von sozialen, wirtschaftlichen und psychologischen Zwängen ausüben kann. Wer von heute auf morgen entscheidet sein Leben umzukrempeln, kann nicht unbedingt davon ausgehen, dass sein Umfeld auch gewillt ist, sich dem anzupassen. So läuft er/sie z.B. Gefahr sich mit guten Freunden und Bekannten oder gar vom/von der Lebenspartner/in auseinanderzuleben. Oder, wer im Beruf nur noch hundertprozentig ethisch vertretbare Tätigkeiten übernehmen will und/oder nicht mehr als 30 Stunden die Woche arbeiten will, läuft Gefahr gefeuert zu werden.

Die Umsetzung fördern

Diese Hindernisse gilt es abzubauen, wenn genügend wandlungswillige Menschen eine tatsächliche Transition hin zu einem nachhaltigen, ressourcenschonenden Lebensstil vollziehen sollen. Dabei wollen und können wir die Leute nicht dazu zwingen, ihr Leben so zu führen, wie wir es für richtig halten. Was wir tun können und sollten, ist die Menschen mit den Vorzügen eines nachhaltigen Lebensstils vertraut zu machen und ihnen auf dem Weg zu einem solchen Lebensstil Anreize, Anleitungen und andere Stützen anzubieten.

Richtlinien für ein gutes Leben

Wenn es zutrifft, dass die Umsetzung eines nachhaltigen Lebensstils bei einigen veränderungswilligen Menschen daran scheitert, dass sie von der Komplexität globaler Zusammenhänge in die „Irre“ geführt werden, bzw. sich von ihr überwältig und gelähmt fühlen, dann könnte die Ausarbeitung einer Art Leitfaden, der diesen Menschen in komprimierter, leicht-verständlicher Form zur Verfügung stünde, eine entscheidende Stütze bei der Umsetzung sein. Ein solcher Leitfaden würde umschreiben, wie ein nachhaltiger Lebensstil in etwa aussieht und vor allem wie man ihn sich aneignet. Ein gewisser Spielraum müsste natürlich gewahrt werden, da nicht jeder von den exakt gleichen äußeren Bedingungen ausgeht, aber eine Art anpassbare Schablone könnte entwickelt werden.

Übungsprogramme

Wie bereits angedeutet, heißt sich einen nachhaltigen Lebensstil aneignen vor allem auch, sich alte Gewohnheiten abzugewöhnen und alternative Verhaltensweisen regelrecht erlernen zu müssen[7]. Wer sein Auto aufgibt, muss so planen lernen, dass er/sie auch mit öffentlichen Transportmitteln oder ähnlichem zu seinem/ihrem Ziel kommt. Oder er/sie muss einen anderen Zeitvertreib oder Arbeitsstelle in der Nähe finden. Wer seinen regulären Job aufgibt, muss lernen mit weniger Geld zu haushalten und möglicherweise erlernen wie er/sie anders an das Nötige rankommt; es zum Beispiel selber herstellen oder reparieren kann. Ein leichter Zugang zu „Lernstätten des alternativen Verhaltens“ ist eine weitere wichtige Stütze hin zu einem nachhaltigen Lebensstil: Lerngruppen, Do-It-Yourself Festivals, thematische Feriencamps, ein an ein nachhaltiges Leben angepasste Schulcurriculum, etc.

Mainstreaming

Zu häufig wird ein nachhaltiger, ressourcenschonender Lebensstil Hippies und Aussteigern zugeschrieben und nur müde belächelt. Um sozialen, wirtschaftlichen und psychologischen Zwängen, die dem individuellen Verhaltenswandel im Wege stehen, entgegenzuwirken, muss ein nachhaltiger Lebensstil salonfähig werden. Ein Ansatzpunkt dahingehend, besteht darin, die veränderungswilligen Menschen miteinander zu verknüpfen, so dass sie erkennen können, dass sie nicht alleine dastehen und ein nachhaltiger Lebensstil nicht notgedrungen zu sozialer Ausgrenzung führen muss. Dazu eignen sich Austauschplattformen, online wie offline, Arbeitsgruppen, Hausprojekte, etc. Solche gemeinsamen Räume vereinfachen zudem gegenseitige psychologische Unterstützung und das gegenseitige vermitteln von neuen Fähigkeiten.

Damit diese Räume nicht lediglich zu einer Parallelgesellschaft werden, sollten sie möglichst offen sein und die Verbindung nach „Außen“ nicht kappen. Gemeinsame Degrowth-Kampagnen sollten dabei möglicherweise an Aspekten ansetzen, mit denen sich relativ viele Menschen identifizieren können. Zum Beispiel finden viele Menschen die sogenannte geplante Obsoleszenz absurd und verurteilenswert. Gleiches gilt für überdurchschnittlich lange Warentransportwege. Wenn genügend Menschen dazu gebracht werden können, solche Praktiken zu bekämpfen oder zumindest mit ihrem Verhalten nicht zu unterstützen, könnten sie dadurch einen verminderter Ressourcenaufwand und einen Konsum- und Produktionsrückgang mitbewirken, ohne notgedrungen bekennenden Wachstumskritiker sein zu müssen.

Wird dies wiederum von einer kritischen Masse von Menschen praktiziert, wird dieser Lebensstil auch salonfähig, bzw. er würde seinen alternativen Charakter verlieren und der Grad der Entfremdung und des äußeren Zwangs würde, für alle jene die den Wandel vollziehen wollen, deutlich geringer werden.

Stirrin Paper Visuell - Teil 4

Unser Beitrag

Anfang diesen Jahres haben wir von good:matters die Initiative ‚good:matters/goods:don’t – ein Jahr ohne Zeug’ gestartet. Dabei handelt es sich um die individuelle und kollektive Herausforderung ein Jahr lang keine Gebrauchsgüter zu kaufen.[8] Der einjährige partielle[9] Konsumverzicht soll eine Kritik am und Alternative zum derzeitigen Wirtschaftssystem und allgemeinem Konsumverhalten sein und gleichzeitig Anreize schaffen, um aus dieser neuen Situation heraus neue (Konsum-)Verhaltensmuster zu erwerben, die weniger ressourcenintensiv und weniger Arbeitskräfte ausbeutend sind. Zusätzlich bietet die begleitende Facebookseite die Möglichkeit die „Mitspieler“ über neue relevante Entwicklungen zu informieren sowie sich mit anderen auszutauschen.

Im Vordergrund unserer Initiative steht die Fragestellung: Was zeichnet einen nachhaltigen Lebensstil aus und mit welchen Mitteln (Anreize, Impulse und Tools[10]) kann eine kritische Masse von veränderungswilligen Menschen dazu gebracht werden bzw. dabei unterstützt werden, einen Wandel hin zu einem nachhaltigen Lebensstil zu vollziehen?


[1] gesellschaftliche Subsysteme (wie zum Beispiel das globale Wirtschaftssystem)

[2] das individuelle menschliche Verhalten und die direkten Beziehungen und Kontakte der Menschen zueinander.

[3] Harald Welzer geht in seinem neuesten Buch ‚Selbst denken – Eine Anleitung zum Widerstand’ davon aus, dass 3 – 5% der Bevölkerung ausreichen würden.

[6] Der Umfrage zufolge halten knapp 9 von 10 Befragten daran fest, wirtschaftliches Wachstum sei grundsätzlich „sehr wichtig“ oder „wichtig“.

[7] Niko Paech in dem Dokumentarfilm ‚Weniger ist mehr’: „Einen Lebensstil zu praktizieren der vereinbar ist mit einer Wirtschaft ohne Wachstum ist keine Willensbekundung, sondern ein Übungsprogramm.“

[9] partiell, weil auf den Verzicht von neuen Gebrauchsgütern begrenzt.

[10] Werkzeuge / Instrumente

Kreativität

Konsum kills Kreativität sagt die Wissenschaft. Aber es funktioniert auch andersherum!
Wie weniger Zeug schöpferisches Denken fördert.


Auf die Frage, wie aus Curitiba die grüne Metropole Brasiliens und die „innovativste Stadt der Welt“[1] wurde, antwortet Jaime Lerner – ihr damaliger Bürgermeister sowie Architekt und Stadtplaner: “If you want creativity, cut one zero from your budget.” Zu Deutsch: Willst Du Kreativität, streiche eine Null aus Deinem Budget.

Die Aussage klingt zunächst kontraintuitiv: Kann man sich nicht erst so richtig kreativ austoben, wenn alle Freiheiten und Möglichkeiten zur Verfügung stehen? Nein, sagt die Wissenschaft – es verhält sich genau umgekehrt. Und sie können es beweisen.

think outside the box

Denn die Forscher der Johns Hopkins Carey Business School und der University of Illinois haben den Einfluss von „viel haben“ und „wenig haben“ auf die Kreativität untersucht. [2]Neue Erfindungen und Innovationen sind ein Produkt von Kreativität. Wie wirkt sich also eine Geisteshaltung des materiellen Überflusses auf die Kreativität aus?“ fragt Ravi Mehta, Hauptautor der Studie, und betont dabei, dass es nicht die Sättigung aller Bedürfnisse, sondern die Kreativität ist, die die Gesellschaft vorantreibt. [3]

Speziell untersucht wurde, wie Verbraucher Produkte benutzen, wenn sie viele oder wenige Ressourcen zur Verfügung haben. Gibt es in unserer produktübersättigten Welt noch Anreize, Bestehendes auf kreative Art und Weise maximal aus- oder umzunutzen?

Das Ergebnis der Studie verneint diese Annahme: Ein Überfluss an Ressourcen kann Kreativität tatsächlich negativ beeinflussen. Und umgekehrt: wer weniger Ressourcen zur Verfügung hat, nutzt diese kreativer.

Warum ist das so? Ausschlaggebend dabei ist, was die Autoren der Studie „constraint mindset“ nennen – übersetzt etwa „Geisteshaltung der Einschränkung“ – eine Denkweise, die durch „wenig haben“ aktiviert wird und sich dann verstetigt. Dabei reduziert sich die funktionale Gebundenheit eines Produkts. Das „constraint mindset“ bewirkt, dass der entsprechende Konsument über die traditionelle Funktionsweise bzw. den zugeschriebenen Zweck eines Produktes hinaus denkt. Das klingt kompliziert? Im gute:gründe-Adventskalender haben wir zufällig noch eine Illustration gefunden, die das etwas anschaulicher skizziert:

Kreativität

In der Konsequenz führt dies dann zu erhöhter Kreativität bei der Produktnutzung. Je größer das „constraint mindset“, desto kreativer wird die entsprechende Person ihre Ressourcen nutzen. [4] Einfach und kurz: Weniger Zeug führt zu mehr Kreativität.

Nun stellt sich eine Frage im Umkehrschluss: Ist die westliche Gesellschaft an sich angesichts ihrer Produktübersättigung unkreativer geworden?

Kreativität ist messbar. Eine Möglichkeit dafür ist der Torrance-Test für kreatives Denken, entwickelt in den 1960er Jahren als schöpferisch orientierte Alternative zum IQ-Test. Vergleichbar mit dem IQ stiegen die Kreativitätswerte mit jeder Generation kontinuierlich an [5]Menschen wurden intelligenter und kreativer. Bis zum Jahre 1990, als sich die Wege zwischen den beiden Quotienten plötzlich trennten. Eine Auswertung [6] von knapp 300.000 Torrance-Tests von Kindern und Erwachsenen im Jahre 2010 ergab, dass die Werte für Kreativität – zumindest in der US-amerikanischen Bevölkerung – ab diesem Zeitpunkt kontinuierlich fielen. “Es ist sehr eindeutig und die Abnahme ist sehr signifikant”, sagt Kyung Hee Kim vom College of William & Mary, der Autor der Studie. [7] Besonders offensichtlich dabei ist der Kreativitätsrückgang bei jüngeren Kindern in den USA – vom Kindergarten bis zur sechsten Klasse. Der Anreiz, die eigene Fantasie zu nutzen und sich etwas noch nie Dagewesenes auszudenken, schwindet mit dem schier endlosen Angebot vorgefertigter Ideen, die man einfach nur kaufen kann. Ravi Mehta, Autor der „constraint mindset“- Studie, sieht darin eine beunruhigende Entwicklung, gerade für kommende Generationen. Denn sei man einmal daran gewöhnt, nicht kreativ zu handeln, sondern passiver Konsument zu sein, scheint sich der „Kreativitätsmuskel“ abzubauen. Es besteht also Handlungsbedarf, der Muskel muss trainiert werden. Laut James C. Kaufman, Professor an der California State University, ist dies auch möglich. Entsprechende Programme haben den stärksten Effekt, wenn es sich nicht um einen Wochenend-Workshop handelt. Die Gehirnfunktion verbessert sich vielmehr, wenn sie in alltägliche Prozesse einbezogen werden. [8]

Zwar war es nie die Kernintention des Jahres ohne Zeug, ein Alltagstraining für mehr Kreativität zu sein, ein wunderbarer Nebeneffekt und ein weiteres Argument für’s Mitmachen ist es umso mehr. Also los! Raus aus der Rolle des funktionierenden Konsumenten und rein in die Zeit der kreativen Zeuglosigkeit! Finden wir heraus, wann und wo the magic of constraint brain happens. Im Übrigen geht es dabei doch um mehr, als das eigene Leben durch erweiterte schöpferische Denkweisen zu bereichern.

Alle Probleme um uns herum – persönliche, lokale, nationale und internationale – schreien nach kreativen Lösungen, die Welt braucht neue Ideen! In einer internationalen Umfrage des Weltwirschaftsforums [9] unter 18- bis 35-Jährigen wurden der Klimawandel und die Zerstörung natürlicher Ressourcen als die schlimmsten Probleme der Gegenwart angesehen. Und auch hier kann man sich Jaime Lerner zu Herzen nehmen – sein Zitat hat nämlich noch einen zweiten Teil: „Willst Du Nachhaltigkeit, streiche zwei Nullen.

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